Erste Anzeichen von Burelliose

Vierspurig, dreispurig oder zweispurig, mit zeitlicher oder sachlicher Priorität – darüber und über anderes wurde in der letzten Gemeinderatssitzung zweieinhalb Stunden gestritten – nicht zum ersten Mal. Manchem Stadtrat waren erste Anzeichen „Burelliose“


bedingter Erschöpfung ins Gesicht geschrieben. Doch am Ende stand dann der Durchbruch: Ein von CDU, Heidelberger, FWV und FDP eingebrachter und in einer Sitzungsunterbrechung leicht modifizierter Antrag brachte den Durchbruch. Selbst die SPD konnte sich – unter Bauchschmerzen – zu einer Zustimmung durchringen. Und für die Grünen war die Abstimmung endlich wieder die Gelegenheit, sich auf ihre Gründungsideale zu besinnen: Sie übten sich in Fundamentalopposition und lehnten trotz zahlreicher Konzessionen den gemeinsamen Antrag ab.

Eigentlich wäre die ganze Diskussion überflüssig gewesen, wäre die Verwaltung in ihrer Vorlage nicht erheblich vom Beschluss des Verkehrsentwicklungsplanes abgewichen. Denn plötzlich sollte der Tunnel auch zweispurig realisiert werden können, obwohl im September des vergangenen Jahres mit den Stimmen aller anwesenden Stadträte und der Oberbürgermeisterin ein vierspuriger Tunnel beschlossen wurde. Das käme einen Straßenrückbau und einer drastischen Verschlechterung der Verkehrssituation gleich. Und dafür sollen dann Millionen Euros im Heidelberger Untergrund verbuddelt werden? Auch die Kurfürstenanlage hätte es getroffen. Sie sollte nach dem Willen der Verwaltung ebenfalls auf insgesamt zwei Fahrspuren reduziert werden.

Deshalb kam „aus der Mitte des Gemeinderates“ dieser Antrag, mit dem die Stadtverwaltung dazu aufgefordert wird, Alternativen zum geplanten Rückbau zu untersuchen. Haben Sie irgendwo gelesen, dass die Oberbürgermeisterin auf diese „kleinen Details“ aufmerksam gemacht hat? Ich auch nicht!

Klar ist nun eines geworden: Die CDU, die Heidelberger, die Freien Wähler und die FDP wollen dieses Projekt verwirklicht sehen. Nur zwei Dinge dürfen nicht geschehen: Das Projekt darf weder zu einem erneuten Rückbau von Verkehrswegen führen noch darf es dazu dienen, eine fünfte Neckarquerung zu verhindern. Gestehen Oberbürgermeisterin und Erster Bürgermeister beides zu, bedarf es in Zukunft auch keiner langen Debatten mehr. Dann bliebt uns Stadträten eine heimtückische und langwierige „Burelliose“ erspart.

Werner Pfisterer, MdL

Stadtrat und Stellv. Fraktionsvorsitzender

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