Pfisterer sieht Zug noch nicht abgefahren

Kritik an der Deutschen Bahn AG äußerte am Donnerstag der Heidelberger Landtagsabgeordnete Werner Pfisterer in einer Pressemitteilung. In der Rhein-Neckar-Zeitung war am Donnerstag zu lesen, dass die Bahn – entgegen allen Beteuerungen – offensichtlich doch plant, den schnellen Fernverkehr am Mannheimer Hauptbahnhof vorbei zu leiten – zu Gunsten von Darmstadt und Karlsruhe.


Pfisterer ist enttäuscht: »Bahnchef Hartmut Mehdorn hat mir gegenüber immer wieder bestätigt, Mannheim als Umsteigeknoten für IC und ICE-Züge erhalten zu wollen, nun muss ich lesen, dass die schnellen Fernzüge vorbei fahren sollen.«

Die Konsequenzen wären nach Ansicht des Heidelberger MdL fatal: »Die Reisebedingungen für Fahrgäste aus der und in die Region und die Anbindung Heidelbergs würde sich erheblich verschlechtern. Die Rhein-Neckar S-Bahn wäre gar völlig falsch konzipiert. Der Anschluss vom Fern- auf den Nahverkehr ist auf das zentral in der Region liegende Mannheim ausgerichtet. Von hier aus werden die Regionen Bergstraße, Neckar-Odenwald, Nordbaden und Südpfalz bedient. Wären plötzlich Darmstadt oder Karlsruhe die Anschlüsse zur Welt, so brauchen wir schnelle und getaktete Zubringer dorthin – das gesamte S-Bahn-Konzept müsste umgestellt werden«, so Pfisterer.

Für ihn ist der Zug für das Rhein-Neckar-Dreieck jedoch noch nicht abgefahren: Nach Rücksprache mit der zuständigen Fachabteilung im Verkehrsministerium steht fest, dass zurzeit keine konkrete Planung der Bahn vorliegt. Bevor ein Meter neue Schiene gelegt wird, müssen noch Raumordnungs- und Planfeststellungsverfahren stattfinden. Sowohl Ministerpräsident Erwin Teufel als auch Verkehrsminister Ulrich Müller haben keinen Zweifel daran gelassen, dass sie Mannheim mit ICE-Verbindungen an das bundesweite Schienennetz angebunden sehen wollen.

Pfisterer will trotzdem handeln, denn interessant wird sein, welche Pläne die Bahn bei den Regierungspräsidien einreichen wird: »Alle Städte der Region müssen nun gegenüber der Bahn AG deutlich machen, dass sie an einer Zusammenarbeit mit dem Unternehmen nur interessiert sind, wenn dies zum beiderseitigen Nutzen ist. Gerade die geplante Zusammenarbeit der Bahn-Gesellschaft DB-Regio mit den drei Städten Heidelberg, Ludwigshafen und Mannheim bei der Rhein-Neckar-S-Bahn müsse unter dem Vorbehalt stehen, dass der Konzern die Anbindung der gesamten Region weiterhin über schnelle Fernverbindungen in Mannheim sicherstellt. Die Chancen stehen nach seiner Einschätzung nicht einmal schlecht: »Die Bahn hat ein großes Interesse daran, die bisher größte öffentliche und europaweite Ausschreibung von Nahverkehrsleistungen zu gewinnen und lockt bereits mit Millioneninvestitionen. Wir müssen als Region geschlossen deutlich machen, dass sich die Bahn nicht mit der S-Bahn das Sahnestück des Nahverkehrs herausschneiden kann, während sie uns gleichzeitig vom Rest der Republik abkoppelt.«

»Aus der Luft gegriffen« seien Verdächtigung des Mannheimer SPD-Bundestagsabgeordneten Lothar Mark. Er unterstellt, die baden-württembergische Landesregierung mache gemeinsame Sache mit den Regierungspräsidien in Darmstadt und Karlsruhe. »Nach einem Gespräch mit dem Verkehrsministerium kann ich dieser Darstellung eindeutig widersprechen. Vielmehr liegt es im Interesse des Ministeriums, die Region entsprechend ihrer Bedeutung über Mannheim im Verkehrsnetz zu integrieren.« Er rief den SPD MdB dazu auf, »mit allen Mandatsträgern an einem Strang zu ziehen und auch bei seinen Parteikollegen, Bundeskanzler Gerhard Schröder und Bundesverkehrsminister Kurt Bodewig, vorstellig und aktiv zu werden«.

Die Unterschriftenaktion des Mannheimer Morgen im vergangenen Jahr ist laut Pfisterer Beleg dafür, was die Menschen hier von »ihrer« Bahn erwarten. »Diesem klaren Votum fühle ich mich als Landtagsabgeordneter verpflichtet. Und ich glaube, das sehen die anderen Mandatsträger der Region ebenso. »Auch die Bahn wird sich diese Meinungsäußerung nicht verschließen können – schließlich sind die Unterzeichner keine Geringeren als die Kunden der Bahn.

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