Werner Pfisterer MdL berichtet aktuell:

Landtag gedenkt der Opfer des Amoklaufs in Winnenden und Wendlingen
Seine Trauer um die Opfer des Amoklaufs in Winnenden und Wendlingen sowie seine Anteilnahme gegenüber deren Angehörigen hat der Landtag von Baden-Württemberg zu Beginn der Plenarsitzung am Mittwoch, 18. März 2009, zum Ausdruck gebracht.


Bevor sich das Parlament um 10 Uhr an der landesweiten Schweigeminute beteiligte, sprach Landtagspräsident Peter Straub von 2übergroßer und übermächtiger Erschütterung und Beklommenheit“.

„Gerade wir als Landtag müssen konstruktive Diskussionen anstoßen, in Gang halten und – wo immer machbar – konkrete Resultate erwirken“, sagte der Präsident. In seiner Erklärung, der nach der Schweigeminute ein Gedenkwort von Ministerpräsident Oettinger folgte, führte Straub im Einzelnen aus:

„Keiner von uns kann heute – und keiner von uns will heute das parlamentarische Tagwerk geschäftsmäßig beginnen. Unsere Gedanken und Gefühle sind fixiert auf das, was exakt vor einer Woche in Winnenden und dann in Wendlingen geschehen ist. Ein 17-Jähriger schließt mit sich ab, geht in seine ehemalige Schule, wird dort und später auf der Flucht zum Killer. Er tötet 15 Menschen – reißt sie buchstäblich aus dem Leben; er zerstört – wie treffend gesagt wurde – die „Seele“ einer Schule; er stürzt zwei Städte in ein tiefes Trauma.
Es gibt keine Worte für das Leid, das er in Winnenden und Wendlingen gebracht hat: über die Eltern der Opfer, über die Angehörigen der Opfer, über Klassenkameraden, Arbeitskollegen, Freunde. Wir stehen mitfühlend an deren Seite. Und wir tun das auch im Namen der Parlamente in Deutschland und in unseren Partnerregionen, die uns ihr Beileid bekundet haben. Unsere Erschütterung und unsere Beklommenheit sind übergroß und übermächtig. Unsere Trauer gerinnt zur stummen Totenklage.
Gleichzeitig denken wir an alle, auf denen der Vormittag des 11. März 2009 fortan unauslöschlich und quälend lastet: die Schülerinnen und Schüler der Albertville-Realschule in Winnenden; die Lehrerinnen und Lehrer; alle, die an den Tatorten im Einsatz gewesen sind: die Polizistinnen und Polizisten; die Ärzte, Sanitäter und Feuerwehrleute; die Notfallseelsorger, Pfarrer und Psychologen.
Ein grauenhafter Albtraum wurde Realität. Wenn in diesem abgrundtiefen Dunkel ein Funken Licht gewesen ist, dann durch das Handeln, den Mut, die Stärke und die Wärme all derer, die mit ihrer Geistesgegenwart noch Schlimmeres verhindern konnten, die sich gekümmert haben und sich noch kümmern. Ihnen gelten unser Dank und unsere Hochachtung. Sie haben dem Dämonischen das Andere – das Gute – entgegengesetzt.
Auch nach einer Woche steht unser Land noch unter Schock. Trotzdem, so banal es klingt: Das öffentliche Leben geht weiter. Und damit wächst unsere Pflicht, niemand in seinen Wunden zurückzulassen. Die Politik wird auch daran gemessen, ob die artikulierte Betroffenheit nachhaltig ist.
Gerade wir als Landtag von Baden-Württemberg müssen konstruktive Diskussionen anstoßen, in Gang halten und – wo immer machbar – konkrete Resultate erwirken. Das freilich ist schwierig, weil Kausalketten hier bloß annäherungsweise erkannt werden können. Grundsätzliche Fragen sind zu erörtern; aber wir dürfen uns nicht in abstrakten Diskussionen verlieren. Wir müssen letztlich Unerklärbarem gerecht werden. Daher dürfen wir nicht leugnen, dass uns die Mittel fehlen, einen hundertprozentigen Schutz zu gewährleisten. Der politische Grat ist schmal zwischen Aktionismus und dem Versäumen möglicher Verbesserungen. Wir brauchen Bedachtsamkeit und Entschlossenheit gleichzeitig.
Werden wir Teil der landesweiten Schweigeminute, die genau jetzt Baden-Württemberg in Trauer und Anteilnahme vereint.
Ich bitte Sie, sich von Ihren Plätzen zu erheben und innezuhalten.“

Quelle: Landtagspressestelle

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