Parkraumbewirtschaftung: Schreiben eines Professors an Werner Pfisterer MdL

Foto: ParkraumbewirtschaftungDas Thema Parkraumbewirtschaftung im Neuenheimer Feld ist nach wie vor von großer Bedeutung. Werner Pfisterer MdL hat seinen Standpunkt klar und eindeutig erläutert und vertreten. Aktuell erhielt der CDU-Abgeordnete ein Schreiben eines Professors, der Pfisterer zustimmt und zur geplanten Parkraumbewirtschaftung aus seiner Sicht der Dinge Stellung nimmt.


Folgend können Sie diesen Bief, der mit Erlaubnis des Verfassers auf dieser Website veröffentlicht wird, nachlesen:

Lieber Herr Pfisterer,

hiermit möchte ich Ihnen den Dank vieler Professoren und Mitarbeiter der Universität Heidelberg, die im Neuenheimer Feld arbeiten, dafür aussprechen, dass Sie sich für eine vernünftige Lösung der Parkraumbewirtschaftung einsetzen.

In der vorgesehenen Form wird die Parkraumbewirtschaftung zu erheblichen Problemen, Einschränkungen der Leistungsfähigkeit der Universität, vor allem aber zu Frustration und Missstimmung bei den Mitarbeitern führen (soweit sie nicht Radfahrer sind oder den Nahverkehr nutzen).

Besonders erbost sind wir darüber, dass die vorgesehene Lösung nicht mit den Mitgliedern, insbesondere den Leistungsträgern der Universität im Vorfeld auf Machbarkeit durchgesprochen wurde.

In der vorgesehenen Form sehen wir folgende Probleme:

1. Die vorgesehenen Parkplatzgebühren von ca. 250.- Euro / Jahr sind für viele Mitarbeiter mit geringem Einkommen (technischer Dienst, Verwaltungsdienst, Doktoranden) eine erhebliche Sondersteuer, die unter Umständen 2-3% des Jahreseinkommens entspricht.

2. Mitarbeiter und Professoren, die im Nahbereich wohnen, sollen bekanntlich keine Parkerlaubnis erhalten. Diese Maßnahme nimmt bedauerlicherweise keine Rücksicht auf den aktuellen Bedarf:

a) Viele Mitarbeiter im wissenschaftlichen Dienst arbeiten regelmäßig außerhalb der üblichen Arbeitszeiten, zu denen der Nahverkehr nur noch unregelmäßig verkehrt. Diese Mitarbeiter sind auf ihren PKW angewiesen. Dies gilt insbesondere für Mitarbeiterinnen (Gefährdung in der Dunkelheit). Die neue Regelung würde zu einer nicht unerheblichen Schwächung der Forschungsmöglichkeiten im Neuenheimer Feld führen.

b) Viele Mitarbeiter sind darauf angewiesen, täglich größere Mengen an Arbeitsmitteln (Akten, Bücher, Laptop) zu transportieren. Das ging bisher, da wir die Möglichkeit haben, institutsnah zu parken. Die neue Regelung wird hier zu erheblichen Einschränkungen der Forschung und Lehre führen, da wir bei Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel nicht mehr in der Lage sind, die Arbeitsmittel mitzuführen.

c) Viele Wissenschaftler und Professoren sind auf eine hohe örtliche Mobilität angewiesen, um im Rhein-Neckar-Kreis die Zusammenarbeit zu pflegen. Mein Beispiel: Ich besuche regelmäßig das Klinikum Mannheim, die FH Mannheim oder das EMBL. Diese Kontakte sind nicht aufrecht zu erhalten, wenn ich zukünftig nur noch öffentliche Verkehrsmittel nutzen sollte. Es ist ein Anachronismus besonderer Art, in der heutigen Zeit Maßnahmen zu ergreifen, welche die Mobilität einschränken.

d) Die geplante Regelung wird zu weiteren erheblichen Zeitverlusten führen. Ich möchte meine eigene Situation erläutern. Ich wohne in xx km Entfernung, also im Nahbereich und soll daher zukünftig nur mit dem öffentlichen Nahverkehr zur Arbeit kommen. Bislang benötige ich ca. 30 Minuten täglich, um mittels PKW anzureisen. Zukünftig werde ich ca. 1 Stunde täglich mehr einrechnen müssen: 30 Minuten Gehweg von Bahn zu meinem Haus, 20 Minuten Gehweg von Bahn zum Institut. Ca. 60 Minuten Bahnfahrt. Macht in der Woche 5 Stunden, im Jahr 200 Stunden. Diese Zeit, die 1 Monat Arbeitszeit im Jahr entspricht, wird mir zukünftig für die Forschung und Lehre fehlen. Da ca. 80 Professoren im Neuenheimer Feld in einer ähnlichen Situation sind, kann man leicht den Gesamtschaden für die Uni errechnen. Diesen Zeitverlust erleiden natürlich auch Hunderte der übrigen Mitarbeiter.

Fazit: Die neue Regelung nimmt nicht ausreichend Rücksicht auf die Belange von Forschung und Lehre. Der verursachte Schaden ist um ein Vielfaches höher als der Nutzen. Sie (die neue Regelung) wird unsere Arbeitsfähigkeit in hohem Maße einschränken.

Ich habe mich im Vorfeld mit vielen Mitarbeitern und Kollegen des Neuenheimer Feldes beraten. Meine hier dargelegte Meinung spiegelt daher in großem Maße auch die Stimmung der Kollegen wider.

Deshalb bitte ich Sie, Ihren Einfluss geltend zu machen, dass die Landesregierung diese Fehlentwicklung in Heidelberg korrigiert.

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