Pfisterer zu Bluttransfusion in Algerien

Tief beeindruckt von Menschen und Land kam der Heidelberger Landtagsabgeordnete Werner Pfisterer Ende vergangener Woche von einer viertägigen Parlamentarierreise nach Algerien zurück.


Im Gepäck hatten die Mitglieder des Wirtschaftsausschusses des Landtags von Baden-Württemberg und die sie begleitenden Wirtschaftsvertreter konkrete Unterstützung für den Aufbau des dortigen beruflichen Schulwesens.

In der Hauptstadt Algier wurden sie durch den Minister für berufliche Bildung, Karim Yuones, dessen Mitarbeiter und den stellvertretenden deutschen Botschafter Ernst K. Martens mit „großem Bahnhof“ empfangen. Younes war im letztes Jahr selbst in Baden-Württemberg und hatte damals zum algerisch-baden-württembergischen Berufsbildungskongress eingeladen. Sachlich sehr gut vorbereitet führte er die Delegation während des gesamten Aufenthalts durch Unternehmen, die bereits mit der Hilfe westlicher Partner umstrukturiert werden. Younes betonte, dass das nordafrikanische Land eine mittelständische Unternehmenskultur entwickeln wolle – auch um den Tourismus besser ausbauen zu können.

Das Land braucht die Hilfe aus Baden-Württemberg dringend: 75 Prozent der algerischen Bevölkerung sind unter 30 Jahre jung und 60 Prozent der Jugendlichen sind arbeitslos. „Hier werden die Unternehmen und die Industrie- und Handelskammer Stuttgart das Zusammenspiel aus betrieblicher und staatliche Ausbildung mit Unterstützung des Landes Baden-Württemberg auch in Algerien etablieren“, wie Pfisterer zusammenfasst.

Kurz vor der Rückflug zog die Delegation ein überaus positives Resümee: Die Koffer waren schon im Bauch des Flugzeugs verstaut, als ein aufgeregter Beamter die Parlametarier kurzfristig zu einem persönlichen Gespräch mit Staatspräsident Abdelaziz Bouteflika einlud. Darin drückte er nicht nur seine hohe Wertschätzung für Deutschland aus, sondern betonte, wie wichtig ihm der Wissenstransfer in der Aus- und Weiterbildung sei. Vor diesem Hintergrund erhoffe er sich von den Deutschen „eine Bluttransfusion“, um die mediterrane Arbeitsmentalität zu überwinden. Die Deutschen seien in Algerien als harte und perfektionistische Arbeiter bekannt. „Vielleicht können die Unternehmen und die IHK ja ein wenig von der deutschen Arbeitsmentalität mitbringen“, hofft Pfisterer.

Politisch ist vieles in Bewegung: Bouteflika versprach, weiter den Weg vom Sozialismus zur Marktwirtschaft voran zu treiben und dabei „mit ausgestreckter Hand“ die bisher Ausgegrenzten integrieren zu wollen. Und so war der um einen Tag verlängerte Besuch ein voller Erfolg: „Ich war anfangs sehr skeptisch, ob sich die Reise auch für die Unternehmervertreter auszahlen würde“, gibt Pfisterer zu. „Doch einer der mitreisenden Unternehmer meinte, die Politik habe dem Mittelstand die Tür geöffnet. Das zeigt: Die Reise hat sich wirklich für alle gelohnt!“

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