Mehdorn-Äußerung bestätigt Befürchtungen

Als „Entgleisung“ verurteilte der Heidelberger Landtagsabgeordnete und Stadtrat Werner Pfisterer die „Milchkannen“-Äußerung des Bahn-Chef Hartmut Mehdorn: „Als Vorstandsvorsitzender der Heidelberger Druckmaschinen AG hat er vehement für den optimalen Bahn-Anschluss der Region gekämpft.


Jetzt sitzt er an der Spitze des Verkehrsunternehmens und karikiert seine eigenen Bemühungen.“

Pfisterer ist enttäuscht, weil Mehdorn zuvor immer wieder versicherte, Mannheim nicht umfahren zu wollen: „Sollte die Bahn ihre Pläne tatsächlich verwirklichen können, müsste sich die Region ernsthaft Gedanken machen, ob sie nicht Gespräche mit anderen Verkehrsdienstleistern aufnimmt, um die entstehenden Lücken sinnvoll zu schließen. Mehdorn gibt an, die Bahn wolle sich im Wettbewerb behaupten. Wir müssen dafür sorgen, dass die Bahn ihren Wettbewerb auch bekommt.“

Die wirtschaftlichen Auswirkungen für das Rhein-Neckar-Dreieck wären gravierend: „Schnelle Verkehrsverbindungen sind ein harter Wettbewerbsfaktor. Geraten wir in den Schatten der deutschen Verkehrspolitik, werden uns langfristig auch die internationalen Magistralen nach Paris, Basel oder Straßburg verloren gehen. Ohne attraktive Umsteigerelationen wird nämlich ein TGV-Halt in Mannheim sinnlos. Im Mittelpunkt Europas entstünde ohne Not ein verkehrspolitisches Zonenrandgebiet“, prognostiziert Pfisterer.

Kritik äußerte er an Bundesverkehrsminister Bodewig: „Dieser fördert beim SPD-Parteigenossen Clement den „Metrorapid“ mit 1,7 Milliarden Euro, obwohl es dort bereits ein dichtes Netz von ICE-, IC-, S-Bahn und Regionalbahn-Verbindungen gibt. Gleichzeitig erlaubt er der Bahn, die zweitgrößte Region Baden-Württembergs vom Verkehr abzuhängen.“ Das rieche nach billiger Parteipolitik, wie Pfisterer meint: „Denn verkehrspolitische Entscheidungen sind auch von zentraler Bedeutung für einen Wirtschaftsstandort. Im innerdeutschen Wettbewerb gerate Baden-Württemberg mit einer solchen Entscheidung eindeutig ins Hintertreffen.“

Pfisterer setzt nun seine Hoffnung auf die Genehmigungsbehörden und die Verkehrsministerien in Hessen und Baden-Württemberg: „Bei eingehender Prüfung der Fakten müsste ein positives Ergebnis heraus kommen. Wer die Zahlen der Bahn gut abklopft, wird erkennen, dass der minimale Geschwindigkeitsvorteil keinesfalls die komplette Umgehung einer ganzen Region mit einer Million Einwohnern rechtfertig.“

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