Staatssekretärin Johanna Lichy will mehr Frauen in den Gemeinderäten sehen

Heidelberg – Auf Einladung des Heidelberger Landtagsabgeordneten und Stadtrates Werner Pfisterer kam am Mittwoch die Staatssekretärin im Sozialministerium, Johanna Lichy MdL, zu einem Informationsbesuch nach Heidelberg.


Am Besuchsprogramm nahmen auch der Heidelberger Bundestagsabgeordnete und CDU-Kreisvorsitzende Dr. Karl A. Lamers und die CDU-Stadtratskandidatinnen Monika Frey-Eger, Kristina Essig und Yvonne Eismann-Knorr teil. Den Auftakt bildete der Termin beim integrierten Kindergarten „Pusteblume“, wo in zwei Gruppen behinderte mit nicht behinderten Kindern gemeinsam untergebracht sind. Die Leiterin des Kindergartens, Valentina Schenk, erläuterte die laufenden Erweiterungs- und Sanierungsarbeiten, von deren Kosten die Eltern und Erzieher knapp ein Drittel in Form von Eigenleistungen und Spenden aufgebracht haben. Johanna Lichy war erfreut „über so viel beispielhaftes ehrenamtliches Engagement und den Einsatz“.

Ein von den Chefärzten Prof. Oster und Prof. Schlierf geleiteter Rundgang im Geriatrischen Zentrum Bethanien Krankenhaus verschaffte der Besuchergruppe einen Einblick in das dort in Entwicklung befindliche ganzheitliche Behandlungskonzept für geriatrische Patienten. Das Sozialministerium hat bereits mehrfach gezielt Forschungsprojekte im Geriatrischen Zentrum gefördert und wird dies nach Aussagen Lichys auch weiterhin tun. Der anschließende Besuch beim Deutschen Zentrum für Alternsforschung (DZFA) brachte einen Einblick in die Theorie. Die von Bund und Land zu gleichen Teilen finanzierte Forschungseinrichtung steht derzeit vor großen Problemen. Die Bundesregierung beabsichtigt, sich aus der bereits zugesicherten Finanzierung der 4. Abteilung zurückziehen. Dr. Karl A. Lamers MdB versicherte, er werde sich noch einmal deutlich im Bundestag für die Fortentwicklung des DZFA einsetzen. Auf der Abendveranstaltung unter der Leitung der Vorsitzenden der Heidelberger Frauen Union, Kristina Essig, beantwortete Johanna Lichy, selbst Landesfrauenbeautragte, die eher rhetorische Frage: „Politik ohne Frauen – Fehlt die bessere Hälfte?“ Sie zeigte die Hemmnisse auf, die Frauen beim politischen Engagement im Wege stehen. Frauen hätten inzwischen zwar in vielen Berufen Fuß gefasst, dennoch käme es häufig zum Bruch in der Biographie, wenn ein Kind komme.

Sie versprach deshalb, sich verstärkt für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf einzusetzen und verwies darauf, dass das Land Baden-Württemberg bei der Versorgung mit Kindergartenplätzen eine Spitzenrolle im Bund einnehme. Ein politisches Engagement stellt Frauen vor zusätzliche Probleme: So tagen die meisten beratenden Gemeinderatsausschüsse nachmittags, was besonders für Frauen mit kleinen Kindern zur Belastung wird. Für eine Verschiebung eine Mehrheiten zu bekommen sei aber sehr schwer. Das Innenministerium bringt in diesen Tagen einen kleine Fortschritt: In Absprache mit der Frauenbeauftragten wurde die Möglichkeit geschaffen, auch mittelbare Kosten, beispielsweise für Babysitter, über eine erhöhte Aufwandsentschädigung auszugleichen.

„Die Parteien haben hier eine große Verantwortung, Frauen den Zugang interessant und schmackaft zu machen.“ Wie erfolgreich die Parteien dabei sind, das will sich die Frauenbeauftragte nach der Kommunalwahl am 24. Oktober genau ansehen, wenn sie die Wahlergebnisse im Detail studieren wird.

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