Contra AZ – Beitrag für die Zeitung „ruprecht“

Seit Ende Januar 1999 das Autonome Zentrum (AZ) geräumt und abgerissen wurde, hat Heidelberg einen sozialen Brennpunkt weniger. Befürworter des AZ sprechen gerne verharmlosend von einem Jugendzentrum, um die Geisterdiskussion dessen Existenz betreffend am Leben zu erhalten.


Damit beleidigen sie die jungen Menschen unserer Stadt. Das AZ hat doch nicht durch Jugendarbeit, sondern durch immer neue Straftaten und Gewalt in dessen Umfeld landesweite Bekanntheit erlangt.

Nur weil die Stadt und die Deutsche Bahn AG auf Strafanzeigen verzichteten, blieben die Besetzungen des Gebäudes Plöck 23 im Oktober 1998, des Alten Hallenbades im November 1998 und des DB-Betriebswerkes am Ochsenkopf im Januar 1999 straffrei.

Zur Anzeige gebrachte Straftaten, zumeist Sachbeschädigungen, blieben deshalb ungeahndet, weil die Täter nicht zu ermitteln waren. Zu den registrierten Sachschäden fielen auch noch Kosten in Höhe von knapp 1,5 Millionen Mark für die jeweiligen Polizeieinsätze im Zusammenhang mit dem AZ an. In diesem Licht wirkt es doppelt unverständlich, dass die Oberbürgermeisterin den autonomen Jugendlichen neue Räumlichkeiten in Aussicht stellte.

Denn dieses Versprechen war vom ersten Tag an unhaltbar. Die Mehrheit der Heidelberger Bürger lehnen ein AZ ab, laufen gegen jeden neuen Standortvorschlag Sturm. Alles Schönreden nützt doch nichts: Der harte Kern der AZ-Bewohner lehnt diese Gesellschaft und ihre Ordnung ab, fordert aber von eben dieser Gesellschaft Geld, um sein autonomes Weltbild zu pflegen. Das ist ja schon in sich widersprüchlich.

Im April dieses Jahres kamen die Zahlen auf den Tisch: Kosten von über 14.000 Mark monatlich sollte die Stadt für die Anmietung, den Ausbau und Unterhalt übernehmen, damit das AZ am Ochsenkopf wieder aufleben kann. 867.300 Mark sollten in fünf Jahren in einem neuen AZ verschwinden – ohne jedes Konzept zur Jugendarbeit.

Es ist völlig unmöglich, das einem vernünftigen Menschen plausibel zu machen. Wer dann dem Gemeinderat auch noch mit weiteren Rechtsbrüchen droht, um seine Forderungen zu untermauern, der schießt sich selbst ins Abseits. Für ein konstruktive Jugendarbeit mit Konzept stellt die CDU gerne weiterhin Geld bereit, so weit das der Haushalt her gibt. Für die CDU Gemeinderatsfraktion und mich kann es beim AZ aber nur heißen: Kein Raum und keine Mark!

Werner Pfisterer Landtagsabgeordneter und stellv. Vorsitzender der CDU-Gemeinderatsfraktion

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